Projekt-Nr. 23

194337

Verfasser:

Enno Schneider Architekten I Prof. Dr. Schneider + Co.GmbH, 10119 Berlin, Deutschland

Projektmitarbeiter:

Städtebau und Architektur

Alles unter einem Dach: Ein neuer, lebendiger Ort für Schüler und Einwohner. Der Schulbaukomplex wird durch einen kompakten, zweigeschossigen Baukörper und klar gegliederte Freiflächen definiert. Eine differenziert ausgeformtes Erschließungsband verbindet die beiden Erschließungsstraßen und bildet das Rückgrat der Bebauungsstruktur. Angegliedert sind die Stellplätze, Sportanlagen und Pausenhofflächen. Im Inneren des Gebäudes entwickelt sich das Band zu einem zentralen Ort der Schule mit Aula, Foyer, Essbereich und offenen Treppen. Angeschlossen sind die Funktionsbereiche Fachklassen, Verwaltung und Sporthalle im EG, die allgemeinen Unterrichtsbereiche im OG.

Erschließung

Auf der Basis des Verkehrskonzeptes erfolgt die Erschließung von der Landstraße. Die Stellplätze werden im N-W ebenerdig platziert und teilweise mit einem Solardach (Carport) überdeckt, im S-W schließen sich die Sportflächen an. Von der Schlattstraße erfolgt im S-O die Anlieferung für die Ver- und Entsorgung. Darüber hinaus bieten zwei Fuß- u. Radwege an der nördlichen Grundstücksgrenze sowie der in N-S-Richtung querende Weg weitere Zugänglichkeiten. Mit kurzen Wegen ist das Schulgebäude zu erreichen. Dies bezieht sich auf fußläufige Anbindungen sowohl von der Bushaltestelle, den angrenzenden Straßen, von den Flächen mit ruhendem Verkehr als auch vom überörtlichen Fuß- und Radweg. Die externe wie auch interne Erschließung ist auf größtmögliche Störungsfreiheit angelegt. Der ruhende Verkehr für PKW wird in der Fläche höchstmöglich komprimiert.

Freianlagen

Die Pausenhofflächen sind teilweise überdacht und auch direkt über offene Treppen vom OG aus nutzbar und orientieren sich nach SO. Die befestigten Flächen bieten ein Angebot an Bewegung, die angrenzenden Grünflächen laden zum Verweilen ein. Im Freiraum werden vorhandene Wege und Gräben respektiert und aufgewertet. Unterschiedliche Atmosphären entwickeln sich in den Außenanlagen. Vor den unterschiedlich bepflanzten kleinen Innenhöfen zur Stärkung der Identität öffnen sich baumbestandene größere Räume. Einerseits Streuobstwiesen mit unterschiedlichen Baumarten, andererseits durch eine auffällige Doppelbaumreihe entlang des geöffneten und aufgeweiteten Grabens mit Erlen und Weiden im Wechsel. Die dort eingefügten Laufbahnen leiten in die angrenzenden Sportflächen über. Der zentral gelegene Pausenhof richtet sich an das Siedlungsgebiet und kann als Veranstaltungsfläche doppelt genutzt werden. Entwässerungssystem eine kleine Wasserkunst Die Flächen zur Versickerung werden als zusätzliche gestalterische Chance zur Aufwertung der Freianlagen gesehen. Um das Gebäude wird ein leicht vertiefter Geländestreifen von 2 m Breite angelegt. Mit dekorativen Gräsern und im besonnten Teil mit Iris sibirica bepflanzt, umfasst im Juni ein spektakulärer Blütenflor den Baukörper. Bei höheren Niederschlagsmengen wird das überschüssige Wasser in das Grabensystem geleitet. Dabei wird das Grabensystem entlang der gesamten Grundstückslänge aufgeweitet und ebenfalls als Retentions- und Versickerungsfläche nutzbar gemacht. Auf ein Rückhaltebecken kann damit verzichtet werden.

Organisation und Funktionalität

Foyer und Aula bilden den zentralen Ort der Schule. Die Aula kann für geschlossene Veranstaltungen durch Schallschutzvorhänge abgetrennt werden. Die Bühne wird seitlich von den Treppen und zugeordneten Nebenräumen flankiert und kann ebenso flexibel abgetrennt werden. Die Tribünen der Sporthalle sind über Glaswände akustisch separiert. Ein eigener Zugang ermöglicht die störungsfreie außerschulische Nutzung. Auch der Bereich Hauswirtschaft hat einen externen Zugang. Der Mehrzweckraum wird über das UG oder alternativ über eine Treppe vom EG erschlossen und bietet damit einen flexiblen Mehrwert (Pressekonferenz etc.) Im OG gruppieren sich sechs Lerncluster jeweils um einen Innenhof. Über die Außenklasse und eine Treppe wird der 1. Fluchtweg sichergestellt. Die Clustergröße erlaubt eine offene Nutzung ohne Brandschutzanforderungen bezüglich notwendiger Flure. Jeweils vier Klassen – durch Glaswände getrennt – gruppieren sich um den zentralen Marktplatz, der jeweilige Lehrerstützpunkt ist direkt zugeordnet. Bodentiefe Fenster sowie Wand- als auch Dachoberlichter führen zu einer optimalen Tageslichtausleuchtung, ohne dass es zu Beeinträchtigungen benachbarter Klassen kommt. Die WC sind für beide Schulzweige zentral angelegt.

Konstruktion und Materialisierung

Durch die Zweigeschossigkeit ist eine Brandschutzanforderung F30 ausreichend und somit eine Holzkonstruktion für Decke, Stützen und Wände ohne zusätzlichen Aufwand möglich. Basierend auf einem Raster von 1,25 m entwickelt sich Konstruktion und Fassade. Die Fassadenelemente bestehen aus außenliegenden, 50 cm tiefen Leimholz-Lamellen und je nach Anforderung Ausfachungen aus 3- Fach-Verglasung, Lamellenfenster zur Belüftung, bzw. opake, hoch gedämmte Elemente mit einer außenliegenden Sperrholzverkleidung. Die Lamellen dienen zugleich als Sonnenschutz. Soweit erforderlich wird dieser durch außenliegende Stoff-Screens ergänzt. Die Holzbalkendecken sind mit integrierten Lüftungsleitungen und Akustikelementen ausgestattet, eine Estrichauflage sorgt für Schallschutz und Speichermasse im Gebäude. Die Decken von Aula, Sporthalle und einigen Klassen sind mit nach Norden orientierten Dachlichtbändern ausgestattet. Die Südseiten werden mit Solarpaneelen belegt. Das Retensionsdach optimiert den Regenwasserhaushalt und reduziert die Wärmeeinstrahlung.

Lüftungskonzept

Durch die hochgedämmte, kompakte Anlage kann auf stationäre Heizkörper verzichtet werden. Die erforderliche Wärme wird durch die Belüftungsanlage bereitgestellt. Über die Innenhöfe erfolgt eine Querlüftung der Klassen, so dass die mechanische Be- und Entlüftung nur im Bedarfsfall aktiviert werden muss.

Wirtschaftlichkeit

Der kompakte Baukörper, die optimierte Organisation der Funktionen, die konsequente Rasterung auf Basis von 1,25 / 1,25 m sind die Grundlage für eine wirtschaftliche Bauweise. Durch einen hohen Vorfertigungsgrad der Decken und der elementierten Fassade ist ein optimierter Bauablauf zu erwarten.

Nachhaltigkeit und Energie

Das günstige A/ V Verhältnis, die hochgedämmte Gebäudehülle die Möglichkeit der passiven Querlüftung und der kontrollierten Lüftung mit Wärmerückgewinnung sowie die weitgehende Verwendung nachwachsender Rohstoffe und die Solarnutzung ist Grundlage des Nachhaltigkeit – und Energiekonzeptes.

Notizen

Dachaufbau von Oben:

– Vegetationsschicht

– Dränage

– Dampfsperre Bitumenbahn

– Holzfaserdämmung 200mm

– Dampfbremse

– Holzdecke, Flächenelement 320 mm mit Akustikpaneele und Beleuchtung integriert

Deckenaufbau OG von Oben:

– Sichtestrich 80 mm

– Trittschalldämmung 40 mm

– Splitt elastisch gebunden 60mm

– Deckenelement Flächenelement 320 mm mit Akustikplatten und Beleuchtung integriert

Bodenaufbau EG von Oben:

– Sichtestrich 70mm

– Trennschicht PE-Folie

– Wärmedämmung 180mm

– Dampfsperre, Bitumenbahn

– Stahlbetonsohle 250mm

Fassade

– Holz Pfosten-Riegel-Fassade 3-fach-Verglasung

– Lamellenfenster mit Lüftungsflügel

– Hinterlüftete Holzelement Fassade naturbelassen

Optional

– Textile Screen

Amt für Bau und Infrastruktur

Abteilung Hochbau