Städtebau und Architektur

Das Projekt „Atrio“ besteht aus einem länglichen, dreiteiligen Volumen, welches zentral, in Längsrichtung auf der Parzelle angeordnet ist. Der östliche und der mittlere Teil sind zweigeschossig, während sich der westliche Teil über drei Geschosse erstreckt. Die Überhöhung an der Westseite entsteht durch die Klassenräume der SEK 1, welche am meisten Fläche beanspruchen. Dadurch gibt das am Fusse des Schellenberg gelegene Gebäude die Topografie in seiner Höhenentwicklung wieder. Der Höhenunterschied von einem Meter zwischen Erdgeschoss und dem bestehenden Gelände wird durch eine ringsum laufende Böschung überwunden, die von mehreren Rampen und Treppen durchkreuzt wird. Die Zugangsbereiche an der Fassade werden dadurch von den längsseitigen Rad- und Fusswegen abgegrenzt, die die Parzelle durchqueren und schaffen einen eigenständigen Zugangsbereich für das Schulgebäude, währenddem die Rad- und Fusswege einen weitgehend öffentlichen Charakter behalten. Die Fassade unterstreicht diese Geste und schafft durch gezielte Öffnungen im Erdgeschoss verschiedene Zugangssituationen. Bis auf die regelmässig angeordneten Öffnungen, die einen weiten Blick auf die Landschaft eröffnen, ist die Fassade in den Obergeschossen weitgehend von einem leichten, metallischen Gewebe bedeckt, welches die Silhouette des Gebäudes hervorhebt. Das Gewebe legt sich somit wie ein Schleier über die rasterartig aufgebaute Fassade und verleiht dem Baukörper ein sanftes Erscheinungsbild.

An der Westseite befinden sich das Busterminal, Parkplätze, sowie ein Parkhaus im Untergeschoss, welche somit ideal an die übergeordnete Verkehrsführung angeschlossen sind. Das Gebäude ist in Längsrichtung leicht aus der Parzellenmitte gerückt und fasst so eine grosszügige Grünfläche and der Südseite. Entlang dieser gelangt man durch einen Fuss- und Radweg von beiden Seiten zum mittig angeordneten Haupteingang. Die Grünfläche an der Ostseite bietet einen zentralen, überdachten Pausenplatz, der südwestlich in eine bespielte Landschaft übergeht. Charakteristisch dafür ist das Retentionsbecken zur Umleitung des Halbrütigraben, welches umgeben von Bäumen ist und dadurch verschiedenste Aufenthalts- und Rückzugsmöglichkeiten schafft. Ostseitig des Pausenplatz liegen das Hartplatzspielfeld und die Street Workout Anlage, welche einen sanften Übergang zwischen Pausen- und Sportbereich darstellen. Durch die direkte Lage an der Schlattstrasse, sind diese somit problemlos für Anwohner zugänglich. Ringsum an der Ostseite befinden sich die diversen anderen Aussensportanlagen. Deren u-förmige Anordnung schliesst in ihrer Mitte die Dreifachturnhalle ein, welche sich über das Untergeschoss und Erdgeschoss des ostseitigen Körpers erstreckt. Dadurch entsteht ein einheitlicher Sportbereich.

Wirtschaftlichkeit und Tragwerk

Die Grundrisse der drei Gebäudeteile entspringen einem einheitlichen Raster, welches sich über alle Geschosse durchzieht. Der rechteckige Grundriss ist fassadenbündig von den Unterrichtsräumen an der Fassade umgeben, die in ihrer Mitte die Marktplätze einschliessen. Die vertikalen Lasten werden somit über die übereinanderliegenden Wände in den Boden geleitet. Die Innenwände laufen über einen Grossteil eines Gebäudeteils durch und können so die horizontalen Lasten ableiten, wodurch an der Fassade grossflächige Öffnungen möglich sind. Steigzonen sind im inneren Kern der freistehenden Garderoben und Lagerräume angeordnet, von wo aus die Leitungen in der abgehängten Installationsebene verlaufen. Die Fassade mit dem rundumlaufenden Balkon besteht aus freistehenden Betonelementen, die nur punktuell an der inneren Schale befestigt werden müssen. Infolgedessen werden keine Kragplattenanschlüsse benötigt, die über die gesamte durchlaufen und so die einen wesentlichen Kostenpunkt darstellen würden. Die Decke über der Turnhalle wird von Unterzügen getragen, welche eine Ebene für Trennwände, Turnringe und weitere Sportgeräte an der Decke schaffen ohne die benötigte Raumhöhe zu beeinträchtigen.

Lüftungskonzept

Die Lüftung erfolgt über eine zentrale Lüftungsanlage im Untergeschoss. Von da gelangen die Lüftungsschächte in die Erdgeschoss Räume Magazin und Requisiten der Aula und werden dann in die abgehängte Decke des Erdgeschosses zu den Steigzonen der Schulcluster geführt.

Das Clusterlüftung erfolgt über eine Zu- und Abluftprinzip, die in der abgehängten Decke installiert ist und über die vertikale erschlossen wird. Die Zuluft strömt in die Klassenzimmer ein und gelangt über die Überstromzone des Marktplatzes in die Ablufträume der Garderoben und des Nasszellenbereichs.

Konzept und Erschliessungen

Der Baukörper besteht aus drei gleich grossen Volumen welche durch zwei schmalere, vertikale Erschliessungsräume unterteilt werden. An dessen Stirnseiten erstrecken sich zwei Erschliessungsachsen, die die drei Bereiche in Längsrichtung verbinden. Der mittlere Körper beinhaltet im Erdgeschoss die öffentlichen Bereiche, sowie Administration, Aula, Bibliothek etc., welche von der Sek II und BMS gleichermassen genutzt werden. Westseitig befinden sich die fachspezifischen Unterrichtsräume für Werken, Design und Naturwissenschaften, die wie die darüberliegenden Unterrichtsräume im Clusterprinzip angeordnet sind.

An der Westseite befindet sich die Dreifachturnhalle mit dem Zuschauerbereich. Diese erstreckt sich über das Untergeschoss und das Erdgeschoss, wodurch die Zuschauertribüne direkt vom Eingangsbereich ersichtlich und zugänglich ist. Die Aula kann auf drei Seiten geöffnet werden, so dass eine flexible Nutzung für Veranstaltungen sowie den Schulalltag ermöglicht wird. Im geöffneten Zustand entsteht ein grosszügiger offener Bereich, der mit den Treppenräumen und dem Foyer zusammenwächst. Das Foyer grenzt links an die Bibliothek und rechts an den Essensbereich, welcher die Turnhalle überblickt und gleichzeitig einen freien Blick nach aussen bietet. An der nordseitigen Erschliessungsachse liegt der Verwaltungstrakt mit dem Sekretariat und den dazugehörenden Räumen sowie der Hausdienstbereich, der unmittelbar am Anlieferungsbereich liegt. Daneben befindet sich ein grossflächig überdachter Nebeneingang, der im Volumen integriert ist und somit die Anlieferung und die Anreise per Fahrrad ermöglicht, ohne die Haupteingangssituation zu beeinträchtigen.

Aufteilung Cluster BMS + SEK 1

Die Unterrichtscluster der beiden Schulen sind jeweils in den gegenüberliegenden Körpern an der West- und Ostseite untergebracht, sodass eine klare Abgrenzung derer möglich ist. Da die Studenten der BMS aus der weiteren Umgebung anreisen, und daher überwiegend auf reguläre Linienbusse sowie auf die Anreise per Auto angewiesen sind, befindet sich der BMS Teil an der zur Landstrasse gewandten Westseite. Auf der gegenüberliegenden Seite liegen die Klassenräume der SEK 1 Schüler, die überwiegend aus den umliegenden Gemeinden anreisen und über die verkehrsarme Schlattsrasse sicher auf das Schulgelände gelangen. Somit erhält der SEK 1 Teil einen dörflichen Charakter, wogegen der BMS Teil der übergeordneten Umgebung zugeordnet ist. Der nordseitige Lehrertrakt im ersten Obergeschoss schlägt eine Brücke zwischen den beiden BMS und SEK 1 Clustern und ermöglicht so den Lehrpersonen einen direkten Zugang zu den Clustern.

Zusätzlich ermöglicht er den Schülern einen diskreten Zugang zu den Lehrerzimmern. Diese drei Bereiche schliessen in ihrer Mitte eine reichlich begrünte Dachterrasse ein, welche durch eine reiche Bepflanzung abgegrenzte Aufenthaltsbereiche schafft und somit unabhängig von BMS- und SEK 1 Schülern genutzt werden können. Ringsum die Dachterrasse verläuft ein Arkadengang, so dass die Dachterrasse einen eigenständigen, geschützten Raum bildet. Im zweiten Obergeschoss befinden sich die übrigen zwei SEK 1 Cluster, welche gleich aufgebaut sind wie die darunterliegenden. Der Körper auf der Ostseite ist somit ein Geschoss höher und verdeutlicht so die Abgrenzung der Baukörper.

Clusterprinzip

Pro Geschoss sind in einem Körper jeweils zwei Cluster angeordnet welche vis à vis an der Längsachse des Gebäudes gespiegelt sind. Die Cluster sind an der Innenseite an das Treppenhaus angeschlossen. Die Klassenräume sind an der Aussenseite angeordnet und schliessen in ihrer Mitte den Marktplatz ein. Auf der Mittelachse liegt jeweils ein Aussenbereich am Treppenhaus und an der Fassade. Der grössere Aussenbereich an der Fassade ragt in den Marktplatz und schafft so eine sanfte Abgrenzung der beiden gegenüberliegenden Marktplätze. Dieser ermöglicht es Unterricht im Freien abzuhalten. Der kleinere Aussenbereich am Treppenhaus schafft eine Rückzugsmöglichkeit aus dem Cluster und erlaubt es den Schülern, in kleinen Gruppen im Freien zu arbeiten. Die Aussenbereiche erstrecken sich über zwei Geschosse, die über eine Öffnung in der Decke räumlich miteinander verbunden sind. Unterhalb der Öffnung befindet sich ein Pflanztopf, durch dessen Begrünung ein angenehmes Klima und eine einladende Atmosphäre geschaffen wird. Ein Baum, der durch die Öffnung in der Decke wächst, schafft eine Verbindung zwischen den übereinander angeordneten Clustern und spendet zusätzlich Schatten. Die Garderoben befinden sich in den beiden freistehenden Körpern in der Mitte, welche durch ihre Schräge einen Zugangsbereich definieren und die beiden Marktplätze leicht voneinander abwenden. Die Garderobe liegt gengenüber der WCs am Treppenhaus und schafft so einen eigenständigen, vom Marktplatz, den Klassenzimmern und der Erschliessung abgewandten Bereich. Über das Eck lassen sich jeweils zwei Klassenzimmer über eine Faltwand zusammenschliessen, so dass zwei Klassen gemeinsam Unterricht durchführen können. An der Aussenseite sind alle Klassenzimmer über den durchlaufenden Balkon verbunden und ermöglichen so einen direkten Zugang zum Aussenbereich. Zwischen dem Lehrerzimmer und dem Aussenbereich gibt es eine Nische, die einen zurückgezogenen Bereich bildet und den Markplatzmit reichlich Tageslicht versorgt.

Fassade und Materialisierung

Die Fassade gliedert sich in zwei Schichten, eine Konstruktions- und eine Gestaltungsebene. Während die hintere Ebene der Fassade als Konstruktionsebene dient, ist der vordere Teil der Fassade als Gestaltungselement und Absturzsicherung konzipiert. Der Wandaufbau der hinteren Ebene hält sich schlicht durch die Ortbetonwände innen und die vorgehängten Betonelemente auf der Äusseren Schicht. Die grosszügige Holzmetall-Fenster bringen viel Licht in die Innenräume und schaffen eine angenehme Atmosphäre zum Lernen und verweilen. Fensterflächen werden durch die markanten Betonstützen unterteilt und spiegeln gleichzeitig auch das statische Rasterprinzip des Inneren wieder. Diese Stützen unterstreichen durch ihre abgerundete Form, in der oberen Hälfte, den Laubengang, der durch diese Formsprache hervorgehoben wird. Der Laubengang verbindet alle Klassenzimmer und weitere Räume mit dem Aussenraum und bietet gleichzeitig die Möglichkeit die grossen Fensterflächen einfach zu reinigen. Ein weiterer Vorteil dieses Laubenganges besteht darin, dass Brandschutztreppen im Äusseren vielfältig platziert werden können. Dieser Vorsprung der Terrasse ist unteranderem auch als Sonnenschutz konzipiert und wird durch eine metallische Fassadengewebe umschlungen. Das Metallgitter hebt die Formen des Gebäudes hervor, die durch ihre abgerundeten Ecken die Formensprache des Gesamtprojektes widerspiegelt. Das Metallgewebe bringt durch seine Struktur diffuses Licht in die Innenräume und ist punktuell mit dynamischen Öffnungen versehen, um den Ausblick aus den Klassenzimmern zu unterstreichen und der Fassade eine attraktive Struktur zu geben. Sie schwingt sich um das ganze Gebäude und lässt Öffnungen zu, wo sie benötigt werden.

Nachhaltigkeit und Energie

Das Gebäude sticht nicht nur durch seine Form hervor, sondern vor allem durch die diversen Aussenräume die projektiert sind. Diese bieten die Möglichkeit an verschiedenen Orten im und um das Gebäude unterschiedlich zu bepflanzen und die Natur in das Gebäude zu integrieren. Die Funktionalität steht im Vordergrund, wird aber durch die verschiedenen Grünräume abgerundet. Während die grosse Terrasse, oberhalb der Aula, viel Platz bietet um Kräutergärten, Bepflanzungen und der Gleichen zu platzieren, dienen die kleineren Aussenräume eher der einfachen Begrünung, um Lernen und dem Aussenunterricht ein gutes Mikroklima zu bieten. Es bietet sich jedoch die Möglichkeit die Laubengänge zu bepflanzen, sowie auch die Gitterfassade zu nutzen, um vertikale Begrünung zu erschaffen. Durch diese vielfältige Methode der Bepflanzung kann eine angenehme Atmosphäre erschaffen werden, die als perfekter Ausgleich zum Unterricht genutzt werden kann.

Durch die hervorstehende Terrasse (Laubengang) sind die Klassenzimmer nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt und bieten eine einfache sommerliche Beschattung. Durch Laubengänge wird verhindert, dass sich die Räume überhitzen. Es entsteht ein angenehmes Klima in den Innenräumen, die durch die grosszügigen Fensteröffnungen mit genügend Licht versorgt werden. Das Gitter auf der äusseren Fassadenfläche ist ein weiter Sonnenschutz, der durch seine Struktur auch während der Winterperiode ein angenehmes diffuses Licht in die Klassenzimmer wirft. Das gewünschte Raumklima wird durch mineralische Dämmung in der Wandkonstruktion gewährleistet. Die grossflächigen Flachdächer bieten genügend Platz für Solaranlagen und sind teilweise extensive begrünt, um auch auf dem Dach genügend Begrünung zu schaffen.

Amt für Bau und Infrastruktur

Abteilung Hochbau