Situation
Die vorgeschlagene Setzung und Volumetrie des neuen Schulgebäudes generiert sich aus den spezifischen Anforderungen des Ortes. Eine angelegte Baumlandschaft besetzt die Parzelle, in der der Gebäudekörper zwischen dem Habrütigraben und der Schlattstrasse integriert wird. Durch die differenzierte volumetrische Gestaltung verzahnt sich das Schulhaus mit der Landschaft und ermöglicht gut nutzbare Freiflächen mit Pausenplätzen und Orten der Begegnung und Erholung.
Das zweigeschossige Gebäude verleiht eine zurückhaltende Präsenz im öffentlichen Raum im Anschluss an die feinkörnigeren Bauten des Dorfes.
Der Zugang in das Schulhaus erfolgt einerseits über eine Allee von der Landstrasse oder von der Schlattstrasse her über den Pausenplatz. Hier befindet sich auch der separate Zugang zur Aula. Bei Sportveranstaltungen wird die Turnhalle über die neue Stichstrasse, die entlang der nordöstlichen Parzellengrenze verläuft, erreicht.
Aussenraum
Ein Baumraster fasst den Freiraum des Schulzentrums Unterland II. Sowohl als Zeichen gegen aussen in der weiten Ebene entlang der Landstrasse, wie auch als raumbildendes und identitätsbildendes Zeichen innerhalb der Schulanlage.
An der Schlattstrasse sind die Aussenräume dichter, intensiver genutzt und reagieren auf die bebaute Struktur. Richtung Landstrasse und Rhein wird der Freiraum, hin zur Landschaft, offener und grüner.
Die spezifischen Freiräume für Sport und Parkierung werden als Lichtungen aus dem Raster gestanzt. Der Neubau bindet sich in die Baumpflanzung ein. Die Grossbäume in den Höfen sind Teil des Baumrasters. Die Wahl der Baumarten orientiert sich an der natürlich vorkommenden Auenvegetation entlang des Rheins. Die Silberpappel bildet das Grundgerüst. Darin eingestreut sind weitere Baumarten wie Feldahorn, Birke, Silberweide, Waldkiefer, Vogelkirsche und Traubeneiche. Diese reagieren einerseits auf den situativen Standort, andererseits wird mit einer Mischung eine hohe Biodiversität erreicht. Wo die Grünflächen nicht dem Sport dienen, werden diese in extensiv bewirtschaftete Blumenwiesen überführt. Die Retentionsfläche ist als Feuchtgebiet gestaltet und hat direkten Anschluss an den Habrütigraben. Das gesamte Areal wird der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung entzogen und zu einem vielfältigen, ökologisch wertvollen Landschaftselement umgestaltet.
Die Parkierung für PW, Motos und Velos wird an der Landstrasse angeordnet. Eine kleine Anzahl Parkplätze befindet sich an der Schlattstrasse. Die gewünschte gedeckte Parkierung kann mittels Überdachungen realisiert werden. Die Anlieferung erfolgt über eine Stichstrasse, die die Landstrasse mit der Schlattstrasse verbindet.
Konzept Neubau
Trotz seiner Selbständigkeit bestimmen viele Bezüge zur Tradition des Ortes und zur näheren und weiteren Umgebung die Gestaltung des Neubaus. Angesichts der Grösse wird in der Modellierung des Neubaus ein Körper gesucht, der sich trotz seines Volumens in die nähere Umgebung einzuordnen vermag:
Die Clusterhäuser, das Haus für Design und Technik sowie die Turnhalle zeichnen sich als eigenständige Volumen ab und schmiegen sich an den zentralen Flachdachbau, in denen die halböffentlichen Nutzungen untergebracht sind.
Ein grosszügiges zweigeschossiges Foyer dient der Orientierung im Schulhaus und bedient die beiden Bereiche SEK1 und BMS. Die Erschliessungsbereiche entlang der Innenhöfe können vielseitig genutzt werden und laden zur Begegnung ein. Die Clustereinheiten bieten Rückzugsorte für die unterschiedlichen Altersstufen.
Die Fassaden sind als Holzkonstruktion gedacht und erinnern mit ihrer Gliederung und Schichtung an klassische Themen der Baukunst.
Tragkonstruktion
Der Baukörper des Schulbaus besteht aus zwei Obergeschossen und ist im Bereich der Sporthalle teilunterkellert. Ein einfaches Tragkonzept erlaubt die gewünschte Flexibilität für die Nutzer. Ein regelmässiges Raster an Stützen in der Fassadenschicht sowie Innenstützen leiten die Lasten der Geschossdecken ab. Die Konstruktion über EG inklusive der Fassade wird in Holzbauweise erstellt. Die Decken, die aussteifenden Wände sowie die tragenden Innenstützen sind in Brettsperrholz bzw. Brettschichtholz-Stützen geplant.
Die Sporthalle mit einer Spannweite von 34 m wird von BSH-Trägern überspannt. Zur Stabilisierung der Halle dienen Brettsperrholzplatten in der Dachebene und in den steifen Seitenwänden.
Die Tragstruktur des Untergeschosses inklusive der Decke über UG erfolgt in Stahlbeton. Die Bodenplatte und Seitenwände werden als weisse Wanne konzipiert. Die Auftriebsproblematik infolge des Grundwassers wird mit einer massiven Bodenplatte und redundanter Spitzenbrecherdrainage sichergestellt. Die nicht unterkellerten Bereiche sollen mittels Streifenfundamente oder Pfählungen bis auf die tragfähige Bodenschicht fundiert werden.
Organisationsstruktur
Die Räume und ihre Nutzungen sind funktional und effizient organisiert. Funktional im Sinne von möglichst keine Einschränkungen des heutigen und zukünftigen Schulbetriebs durch Auflagen und Vorschriften, effizient im Sinne eines sinnvollen Verhältnisses von Nutz- und Erschliessungsflächen.
Die abgeschlossen Treppenhäuser erschliessen die Geschosse und ermöglichen den Lernenden einen schnellen Zugang zu den Pausenplätzen. Das Foyer mit ihrer grosszügigen Freitreppe und die angrenzenden Erschliessungsräume können dadurch ohne weitere Anforderungen genutzt werden und bilden wertvollen Raum für den Unterricht und Aufenthalt.
Im Erdgeschoss befinden sich im Mittelbau die Verwaltung, die Bibliothek und der Mehrzweckraum sowie der Hauswirtschaftsbereich mit separatem Eingang. Zwei Innenhöfe mit grosszügigen Verglasungen ermöglichen attraktive Sichtbeziehungen und stärken die Schulidentität. Über nutzungsflexible Erschliessungsräume werden die Clustereinheiten erreicht.
Die Turnhalle und die Aula erhalten jeweils ein eigenes Foyer. Bei festlichen Anlässen oder Sportanlässe können hier auch Erfrischungen und Essen bereitgestellt werden. Durch die separaten Zugänge kann deren Betrieb unabhängig vom Schulbetrieb erfolgen.
Die Aussenräume sind ebenerdig zugänglich und bereichern das schulische Angebot.
Den Obergeschossgrundriss prägt ein umlaufender Erschliessungsraum, der in differenzierter Abfolge als Zwischenraum, als Steg und als Nische formuliert ist. Die Grundrissorganisation unterstützt eine maximale Vielfalt an Unterrichtsformen.
Anpassungen an veränderte Bedürfnisse sind in der vorgeschlagenen Raumstruktur jederzeit möglich.
Clustereinheiten
Die vorgeschlagene Anordnung von Klassenzimmern, Marktplatz und gedeckter Aussenraum erlaubt grosse Flexibilität für die Nutzer. Jeweils zwei Klassenzimmer können mittels einer mobilen Wand zu einer grösseren Einheit vergrössert werden. Der gemeinsame Marktplatz ist zentral zwischen den Zimmern angeordnet und wird über Oblichter sowie den Freiplatz direkt belichtet. Der Vorbereich bietet eine offene Lernumgebung mit multifunktionalen Nutzungsmöglichkeiten. Zwei Clustereinheiten können unmittelbar über ein Treppenhaus erreicht werden und bilden zusammen ein Clusterhaus.
Das Haus für Design und Technik ist in diesem Sinne organisiert. Die Vorzone bietet Raum für Kreativitätsprozesse, Ausstellung, Austausch und Begegnung.
Materialien Innenräume
Ein nachhaltiges Material- und Farbkonzept bestimmt die alltagstauglichen Oberflächen in den Räumen des Neubaus. Für Schulzimmer und Verwaltung sind Linolböden und gestrichene textile Wandbeläge vorgesehen. Effiziente Akustikdecken ermöglichen konzentriertes Arbeiten, flache Aufbauleuchten setzen bescheidene Akzente. Für die Erschliessungsräume wie Foyer, Treppen und WC Anlagen usw. sind Platten aus Kunststein vorgesehen.
Die Auswahl der Materialien und Farben für Oberflächen, Ausstattung und Möblierung sieht eine zurückhaltende Farbigkeit vor, die nicht morgen schon von gestern ist. Das Farbkonzept setzt dabei auf „Farben auf den zweiten Blick“. Die sorgfältig kombinierten, zurückhaltenden Farbtöne sichern eine dauerhafte Wirkung jenseits vergänglicher Modeströmungen.
Ökologische Bauweise
Die Materialien innen wie aussen sind robust und langlebig, sie altern schön. Der Aufwand für die Instandhaltung ist damit gering. Die Bauelemente der Primär, Sekundär und Tertiärstruktur lassen sich einfach voneinander trennen. Umbauten und auch der Rückbau werden damit vereinfacht. Die Materialien stammen weitgehend aus der Gegend und sind einfach verfügbar.
Graue Energie
Bei Gebäuden mit niedrigem Energieverbrauch wird über 40 Jahre gesehen deutlich mehr Energie in die Herstellung der Baustoffe gesteckt als für Heizung und Warmwasser. Wir verwenden daher Materialien mit geringer Umweltbelastung und langer Lebensdauer, so dass dieser Anteil wesentlich reduziert wird. Das Untergeschoss ist minimiert, die Eingriffe in das Erdreich können so reduziert werden.
Die Gebäudestruktur ist mit übereinander liegenden Wänden und Stützen sehr schlank. Wände und Decken können minimiert werden. An der Fassade, am Dach und an der Decke über EG werden Holzelemente eingesetzt, um die graue Energie zu reduzieren.
Gebäudehülle für Minergie
Unser Gebäude bietet einen hohen Komfort bei geringem Energieverbrauch für Heizung, Warmwasser und elektrischen Strom. Sehr wichtig sind uns die Reduktion der grauen Energie und ein günstiges Langzeitverhalten.
Die Gebäudehülle in Holzbauweise ab Boden EG ist mit 30 cm sehr gut gedämmt. Die 3-fach verglasten Fenster mit einem Flächenanteil von ca. 40% der Fassade gewinnen in der kalten Jahreszeit Wärme und tragen damit zu einer guten Jahresbilanz bei.
Das minimierte Untergeschoss ist bis auf die Sportnutzungen und Garderoben nicht beheizt und klar vom beheizten Bereich abgetrennt. Mit einer bauphysikalisch optimierten Dämmung der Kellerwände ist das Lagergut im UG gut geschützt.
Gebäudetechnik
Die Wärme- und Kälteerzeugung erfolgt über Luft-Wasser-Wärmepumpen, die auf dem Dach angeordnet sind. Die Hauptverteilung zu den Wärmepumpen erfolgt vertikal im Gebäudeinneren. Die Feinverteilung zu den Raumklimageräten, welche mit raumtemperaturnahen Heiz- und Kühlwassertemperaturen betrieben werden, wird in den Brüstungsbereichen geführt. In den Serverräumen sind energieeffiziente LuftWasser-Kühleinheiten vorgesehen. Aufgrund des vorgesehenen Minergie-P/A-Eco-Standards werden alle Räume mechanisch belüftet.
Eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung wird installiert. Die Aussenluft wird im Lüftungsgerät, welches auf dem Dach angeordnet ist, aufbereitet und über die Steigzonen in die Korridore geführt. Die Frischluft gelangt über Wand-verbundlüfter in die zu belüftenden Räume. Durch Abluft-Einlässe im Korridor wird die verbrauchte Luft angesaugt und dem Lüftungsgerät zugeführt. Das Untergeschoss, die Turnhalle sowie die naturwissenschaftlichen Räume verfügen über eigene Zu- und Abluftschächte und werden konventionell mechanisch belüftet. Der zentrale Elektro-und Serverraum ist im Untergeschoss angeordnet. Die Erschliessung erfolgt über Steigzonen mit Geschossverteilung. Die Orientierung der Dachflächen erlaubt eine optimale Integration von Photovoltaikpanelen für die Stromproduktion. Zusätzlich könnte auch das extensiv begrünte Flachdach mit Paneelen belegt werden.
Tageslicht
Das Tageslicht wird mit hochliegenden und grosszügig dimensionierten Fenstern tief in die Räume geführt. Kernbereiche werden mittels Oblichter und Innenhöfen aufgehellt. Die textilen Ausstellstoren reduzieren den Sonnenenergieeintrag im Sommer und erlauben trotzdem die Aussicht auf die Umgebung. Der Minergie-P/A-Eco-Standard erfordert einen automatisierten Sonnenschutz, der bei Bedarf manuell übersteuert werden kann.