STÄDTEBAULICHE SETZUNG: EIN MÄANDRIERENDER KÖRPER
Der Neubau für das Schulzentrum Unterland II in Ruggell eröffnet die grosse Chance, einen Schulcampus auf nahezu unberührtem Grund zu errichten, welcher dem Ort inskünftig Dichte und Lebendigkeit verleiht. Das primäre Ziel des vorliegenden Projektvorschlags ist die Schaffung eines baulichen Rückgrats, das den einzelnen Schulen Spielraum für spätere Veränderungen bzw. Erweiterungen bietet, um flexibel auf neue pädagogische Konzepte oder gesellschaftliche Entwicklungen reagieren zu können. Die neue Schulanlage ist zentral auf der Parzelle positioniert und besteht aus mehreren Pavillonbauten. Diese bilden zusammen ein Gebäudeensemble, das durch eine interne Verbindungsachse räumlich und funktional verbunden ist. Innerhalb eines übergeordneten, dreidimensionalen Rahmens vereinen sich somit sämtliche Räumlichkeiten der einzelnen Schulen: der Sekundarstufe I (SEK 1) und der Berufsmaturitätsschule (BMS). Dabei treten die Schulen als unterschiedliche Volumen klar in Erscheinung und bilden eigenständige Adressen.
Am zentral verlaufenden Rückgrat sind zwei Klassenpavillons für die SEK 1, ein Klassenbau für die BMS, ein Volumen für die Aula mit Administration und die Dreifachturnhalle angeschlossen. Die einzelnen Pavillonbauten sind in ihren Höhen abgestuft, wobei die Bauten mit den Klassenclustern dreigeschossig und die öffentlicheren Bauten mit Aula und Dreifachturnhalle zweigeschossig in Erscheinung treten. Die Pavillons sind so angeordnet, dass drei grosszügige Pausenhöfe entstehen, die mit der umliegenden Kulturlandschaft verwoben sind.
Das Schulgelände wird primär von Westen erschlossen, wo es an die bestehende Verkehrsinfrastruktur mit der Landstrasse als Hauptzubringer anschliesst. Landschaftliche Elemente, wie Bauminseln oder Sitzbänke werten die Hauptadresse auf und sorgen auf subtile Weise für eine natürliche Trennung zwischen motorisiertem Verkehr und Langsamverkehr.
Ein grosszügiger Vorplatz bildet dabei den Auftakt zur Schulanlage. Das angrenzende Wohnquartier hat ausserdem die Möglichkeit, den neuen Schulstandort über die ruhigere und verkehrsärmere Schlattstrasse im Osten zu erreichen. Ausserdem profitieren sämtliche Pausenhöfe von einem direkten Aussenraumbezug, womit der neue Schulcampus auch in Nord-Süd-Richtung über ein feines Wegnetz zugänglich gemacht wird.
Die Eingänge des Schulcampus befinden sich stirnseitig des Rückgrates, der «Rue Intérieure», und sind durch auskragende Vordächer markiert. Der Haupteingang befindet sich im Westen und der östliche Zugang, der sich zum Wohnquartier hin orientiert, fungiert als Nebeneingang. Die durchlässige «Rue Interieure» schafft als interne Begegnungszone eine angenehme Grosszügigkeit und verbindet die einzelnen Pausen- und Aussenräume räumlich und atmosphärisch miteinander.
Ausgehend von der Komposition und Setzung der Pavillonbauten verfolgt der Entwurf die Idee einer engen Verflechtung von Landschaft und Architektur. Naturnahe und vielfältige Aussenräume gehen nahtlos ineinander über und werden bis an die Schulgebäude herangeführt. Der haushälterische Umgang mit dem Boden und die daraus entstehenden Landreserven erlauben bei Bedarf weitere Ergänzungsbauten entlang der «Rue Intérieure» zu platzieren.
FLEXIBILITÄT, SYSTEMTRENNUNG UND ERWEITERBARKEIT
Der Neubau weist durch die Skelettstruktur im regelmässigen Raster ein ökonomisches, effizientes und flexibles Tragwerkskonzept auf. So kann die innere Raumteilung innerhalb der tragenden Stützenstruktur in jedem Pavillon über alle Stockwerke frei eingeteilt werden, was erlaubt, auf Nutzungsveränderungen und zukünftige pädagogische Konzepte zu reagieren. Die innere Gebäudeorganisation kann extremerweise so angepasst werden, dass beispielsweise pro Gebäudetrakt alle Lernräume zu einer zusammenhängenden Lernlandschaft zusammengelegt werden könnten.
Die Erweiterbarkeit wird auf zwei Arten gewährleistet. Zum einen sind die Schulpavillons strukturell darauf ausgelegt, um ein Stockwerk erhöht werden zu können und zum andern stehen auf dem Bauperimeter im Osten und Westen weitere Landreserven zur Verfügung, um zusätzlichen Schulraum zu schaffen und das Haus zu erweitern.
AUSSENRAUMGESTALTUNG
Die Grundidee der landschaftsarchitektonischen Gestaltung entwickelt sich durch die städtebauliche Setzung vom neuen Bauvolumen und aus der vorgefundenen Landschaft mit den geometrischen Feldern der angrenzenden Ackerflächen und der flachen Silhouette des neuen Schulgebäudes. Die Weite der Talebene greift über hofartige Einschnitte in den Gebäudekomplex ein und formuliert Übergänge von Innen und Aussen über das System der Höfe.
Die Ausgestaltung und Organisation des Freiraums um den Schulhausbau ist auf den ersten Blick primär durch die Elemente der Nutzung geprägt. Geschützte Pausenhöfe werden zu altersgerechten Aufenthaltsräumen abgestimmt und zu den angrenzend Räumen mit aktiven und ruhigen Elementen ausgestattet.
Der Hauptzugang an der Zufahrtsstrasse der Landstrasse ist identitätsstiftend und zugleich eine Verortung des Quartiers. Durch parkähnliche Verbindungswege werden die funktionalen Flächen im Osten erschlossen und mit Rasenflächen und zufällig gewachsenen Baumgruppen gekennzeichnet. Westlich entlang der Landstrasse befinden sich die Besucherparkplätze und die durchgehende Veloschnellroute, die ihre Linienführung verlässt, was zu einer gewünschten Entschleunigung führt. Ein Grünstreifen aus einer Pflanzrabatte mit einzelnen Solitärbäumen lockert die Hartfläche vor dem Gebäude auf.
Die zwei Eingangsbereiche bieten grosszügige Aufenthaltsräume. Die breite Ebene wird durch Stufen abgeschwächt und es entstehen Sitzmöglichkeiten, die den Blick in die naturnahen Grünflächen leiten.
Der Habrütigraben wird mit einem mäandrierenden Bächlein – je nach Wasserstand – durch das Gelände geführt und mit dem Graben neben der Landstrasse verbunden. Weitere Sickermulden dienen der oberflächlichen Versickerung des Geländes und es entwickelt sich ein natürlicher Lebensraum mit Ufergehölzen der für die Faunawelt wertvoll ist.
Organisatorischen und visuellen Ansprüchen gerecht, bieten sie darüber hinaus aber auch Antworten zu den übergeordneten Fragen und Anforderungen an unsere Siedlungsgebiete, wie z.B. der Hitzeminderung und Kühlung. Das Areal profitiert nur gering von den kühlenden Hang- und Talwinden der umgrenzenden Höhenzüge. So muss die Kühlung der neugestalteten Siedlungsstruktur aus sich selbst erfolgen und kraftvoll genug sein, um eine nachhaltige Verbesserung zu erzielen.
Nebst einem möglichst hohen Anteil an unversiegelten Flächen sind umfangreiche Baumpflanzungen angedacht. Eine gezielte Auswahl verschiedener einheimischer und standortgerechter Pflanzenarten bietet Tieren Nahrung und Habitat. Dadurch wird nicht nur eine hohe Artenvielfalt der Flora angestrebt, sondern auch jene der Fauna gefördert und unterstützt. Dieser Aspekt wird eindrucksvoll auf der Westseite vom Areal ersichtlich.
ORGANISATION: “RUE INTÉRIEURE” ALS BINDEGLIED
Die beiden Schulen SEK 1 und BMS sind organisatorisch und volumetrisch miteinander verwandt, wobei durch die Teilung in einzelne Pavillons jede Schule ihre eigene Identität erhält. Die Gliederung in mehrere Pavillons ermöglicht dabei eine klare räumliche Trennung und eine vertikale Organisation der jeweiligen Nutzungen. Eine Durchmischung kann stattfinden, muss aber nicht. Die Pavillons werden durch die «Rue Intérieure» im Erd- und Untergeschoss vereint, wobei diese im Erdgeschoss eine grosszügige Lern- und Aufenthaltszone beherbergt. Die klare und einfache Struktur im Grundriss ist auch im Schnitt als Stapelung zweier Horizonte erkennbar.
Der öffentliche Horizont im Erdgeschoss beinhaltet sämtliche Räume die schulübergreifend und von ausserhalb genutzt werden. Sie verteilen sich auf die einzelnen Pavillons und orientieren sich zur «Rue Interieure», der Hauptschlagader des Schulcampus. Entlang der mäandrierenden Erschliessungszone befinden sich Aula, Bibliothek, Kiosk und Dreifachturnhalle, sowie die Räumlichkeiten für die naturwissenschaftlichen Fächer, Technik, Design und Musik. Die Hauswirtschaftsräume, welche im Aulapavillon angeordnet sind, können unabhängig auch von Externen genutzt werden.
Die «Rue Interieure» wird über Pausenhöfe und Oberlichter mit viel Tageslicht versorgt. Sie bietet vielfältige Aufenthaltsbereiche mit unterschiedlichen Nischen und lässt sich als Pausen- und Lernzone frei programmieren. Dadurch wird in dieser durchlässigen Zone eine räumliche Vielfalt generiert, die mit den Aussenbereichen in einen Dialog tritt und unterschiedlich proportionierte Räume und Sichtbezüge aufbaut.
Gleichzeitig ermöglicht die Gliederung der Volumen und der «Rue Intérieure» eine Abschliessbarkeit und unabhängige Nutzung voneinander.
Der schulische Horizont mit dem räumlichen Verbund aus Klassenzimmern und Arbeitsräumen beinhaltet jeweils zwei Obergeschosse. Während die beiden BMS Cluster in einem Pavillon im Nordwesten untergebracht sind, verteilen sich die vier SEK 1 Cluster auf zwei Pavillons.
Die Pavillons verfügen über eigene Treppenhäuser, die sich in die Rue Interieur schieben und eine klare Adresse der Cluster ausbilden. Sie gewährleisten eine effiziente und übersichtliche Verteilung der Schülerinnen und Schüler in vertikaler Richtung.
Die Raumdisposition und -organisation der Cluster ist einfach und klar. Typologisch sind vier koppelbare Klassenzimmer mit einem Marktplatz und einem Lehrerzimmer zu einem autonomen Cluster zusammengefasst (SEK1). Durch die zweispännige Anordnung und der damit einhergehenden Ost-West-Ausrichtung profitieren sämtliche Klassenzimmer von optimalem Tageslicht. Am Gebäudekopf befindet sich der vielfach nutzbare Marktplatz mit dem angrenzenden und witterungsgeschützten Aussenraum, der zur Landschaft hin ausgerichtet ist. Durch Faltelemente lässt sich das gesamte Cluster zur fliessenden Lernlandschaft zusammenschliessen. Dies bietet als bespielbare Zone eine ideale Umgebung für Gruppenarbeiten, als auch Raum für konzentriertes Arbeiten.
Eine sekundäre Erschliessung verbindet die Aussenräume vertikal miteinander und führt jeweils in den gefassten Pausenbereich der jeweiligen Schule.
Im Obergeschoss des Aulapavillons versammeln sich die Räumlichkeiten der Verwaltung der beiden Schulen sowie die Aufenthaltsräume der Lehrpersonen.
Die Sporträume mitsamt Garderoben und Geräteräumen befinden sich im Untergeschoss, von wo auch die Dreifachturnhalle erschlossen wird. Der grosszügig öffenbare Multifunktionsraum bildet hier den Auftakt im Untergeschoss und kann bei grösseren Sportveranstaltungen als Foyer in unmittelbarer Nähe der Hallen genutzt werden. Durch die Orientierung der Turnhallen gegen Nordosten verfügt diese über optimale Lichtverhältnisse.
Die Teleskopbühne und Galerie sind via «Rue Intérieure» direkt verbunden, was bei externen Veranstaltungen einer hohen Flexibilität dient. Bei solchen Ereignissen sind die Schulpavillons klar vom mittleren Rückgrat abtrennbar.
Ein Korridor im Untergeschoss verbindet im Sinne einer «Rue Technique» alle Pavillons unterirdisch miteinander und erschliesst sämtliche Haustechnikzentralen sowie die Lagerräume. Die haustechnische Feinverteilung wird effizient über diese Mittelachse abgewickelt.
AUSDRUCK: EINE DURCHLÄSSIGE, FREI BESPIELBARE STRUKTUR
Das neue Schulzentrum Unterland II in Ruggel umfasst fünf einzelne Baukörper, die, einem Blatt gleich, durch eine mittig verlaufende Erschliessungsachse organisatorisch zusammengehalten werden. Jedes Schulgebäude steht dabei rechtwinklig zur Mittelachse und spannt mit dem jeweiligen benachbarten Gebäude einen gefassten Aussenraum auf.
Sämtliche Schulgebäude tragen zur Stärkung der Identität und des Wiederkennungswertes bewusst eine gemeinsame Architektursprache, die ein spannungsvolles sowie sorgfältiges Verhältnis zur Umgebung aufbaut.
Die neue Schulanlage erhält ihre Präsenz aus der raumgreifenden Abwicklung, welche an städtische Strukturen aus Strassen, Wegen, Plätzen und Gärten erinnert. Ein spannendes Raumkontinuum eröffnet vielschichtige Sichtbezüge. Durch die Betonung der Horizontalität besetzt die Schulanlage auf harmonische Weise die Leere und tritt als neuer Bezugspunkt und Vergleichsgrösse im Landschaftsbild in Erscheinung.
Die Schulraumerweiterung ist architektonisch offen gestaltet und soll den neu geschaffenen Ort mit Leben füllen. Die klare und einfache Gestaltung des Schulzentrums sowie dessen Massstäblichkeit kontrastiert das Vorgefundene, so dass es sich klar als öffentliches Gebäude zu erkennen gibt.
Die statische Struktur soll sowohl im Innern als auch im Äussern atmosphärisch prägend und lesbar sein. Die Fassade führt die statische Struktur des Innern weiter und führt diese nach Aussen abstrahiert fort. Sie setzt sich aus unterschiedlichen Ebenen, die in der Tiefe fein gestaffelt sind, zusammen. Den Rahmen bildet dabei die quadratische Betonstruktur, die den baulichen Witterungs- und Sonnenschutz in Form von Brise Soleil enthält. Die Betonrahmen beinhalten jeweils eine Füllung basierend auf einer vertikalen thermoimprägnierten Lärchenholzschalung.
Im Bereich der Klassenräume wird die Füllung mit horizontalen Fensterbändern ergänzt. Metallische Lamellenstoren unterstreichen die Horizontalität der neuen Häuser und ermöglichen eine fein justierbare Beschattung. Die Staffelung und Überlagerung verschiedener Fassadenteile sowie die Einführung unterschiedlicher Massstäbe trägt schliesslich bei den Gebäuden massgeblich zu einer Tiefenwirkung bei und ist ein wichtiges Gestaltungsmerkmal. Die Reduktion auf wenige und einfache konstruktive Details sowie der Verzicht auf grossflächige Aushubarbeiten ermöglichen eine kostengünstige Bauweise.
Im Innern bildet die Dualität der beiden Materialien Beton und Holz die Basis. Hier folgt die Materialwahl der Nutzung und dem Wunsch nach Robustheit und Dauerhaftigkeit. Dabei sind die Decken und Wände mit Holzelementen ausgestattet, was der Schule die nötige Behaglichkeit verleiht. Ergänzt werden die Oberflächen mit stofflichen Akzenten in Form von Vorhängen, welche den Räumen neben den Akustikelementen eine warme Atmosphäre verleihen. Geschliffene Zementunterlagsböden in sämtlichen Schulräumlichkeiten, die im Gebrauch äusserst robust und beständig sind, runden das Materialkonzept schliesslich ab und erhöhen ausserdem die Gebäudemasse, womit das Raumklima das ganze Jahr hindurch stabil bleibt. So kann in den Sommermonaten der Boden den Räumen Wärme entziehen und im Winter die gespeicherte Wärme wieder an die Klassenzimmer zurückgegeben.
Grundsätzlich steht eine zurückhaltende Farbgebung und Materialisierung im Vordergrund, damit die Räumlichkeiten und Oberflächen (z.B Wandtafel in Gangzonen) von den kreativitätsgeförderten Kindern und Jugendlichen angeeignet werden können.
TRAGSYSTEM
Tragkonstruktion
Die Tragstruktur des geplanten Neubaus ist in Massivbauweise aus Stahlbeton vorgesehen. Die einzelnen Gebäudetrakte sind monolithisch miteinander verbunden und bilden somit eine konstruktive Einheit.
Deckenstärken
Die Decken werden mit Ausnahme der Aula und der Turnhalle als Flachdecken ausgebildet. Die Stärken variieren in Funktion der Spannweiten und der Lasten. Die Regeldecken der Klassentrakte mit Spannweiten von 7.50 m x 6.40 m haben eine Stärke von 25 cm. Die Decken vom Hauswirtschaftsgebäude haben aufgrund der grösseren Spannweite eine leicht erhöhte Deckenstärke. Die Decke über UG vom Zwischentrakt hat eine Stärke von 25 cm und die Decke über EG vom gleichen Trakt mit Spannweiten von ca. 8.0 m hat eine Stärke von rund 28cm. Die Dachplatten der Klassentrakte können aufgrund der kleineren Lasten jeweils um 2 cm dünner ausgebildet werden. Das Dach über der Aula wird mittels vorgespannten Stahlbetonträgern mit Abmessungen von h = 65 cm / b = 25 cm im Abstand von 6.4 m überspannt. Darüber liegt eine Stahlbetondecke mit einer Stärke von 25 cm. Das Dach über der Turnhalle mit einer Spannweite von ca. 31.5 m wird durch vorgespannte Stahlbetonträger mit einer Höhe von ca. 1.80 m im Abstand von ca. 3.8 m überspannt. Darüber liegt eine Stahlbetondecke mit einer Stärke von 18 cm.
Vertikaler Lastabtrag
Für den vertikalen Lastabtrag sind die Stützen und Kernwände aus Stahlbeton zuständig. Diese leiten die Lasten von den Dach- und Deckenplatten bis in die Fundationsebene ab. Die Abmessungen der Stützen in den Klassentrakten betragen 25 cm x 25 cm und die Wände der Kerne sind min. 25 cm dick. Die Turnhallenstützen werden 30 cm x 30 cm gross.
Es sind, mit Ausnahme der teilweise indirekten Auflagerung der Träger vom Turnhallendach, keine Lastumleitungen oder Lastabfangungen vorgesehen, sodass der Fluss der vertikalen Kräfte durchgehend möglich ist.
Gebäudestabilität
Die Stabilität zur Aufnahme der Wind- und Erdbebenkräfte wird für alle Gebäudetrakte, mit Ausnahme der Turnhalle, hauptsächlich durch die Kernwände sichergestellt. Da die Kerne exzentrisch angeordnet sind, werden auf deren gegenseitigen Querfassaden Streben aus Stahlbeton angeordnet, damit Torsionsschwingungen vermieden werden können. Der Turnhallentrakt wird in den Eckbereichen der Fassade mittels Streben aus Stahlbeton stabilisiert.
Fundation
Die Gebäude werden in den Bereichen ohne Untergeschoss flach fundiert. Die Deckschicht, welche gemäss geotechnischem Grundlagebericht ca. 1.0 m beträgt, muss unterhalb der Bodenplatte durch tragfähiges, verdichtbares Material ersetzt werden oder die Lasten müssen mittels Magerbetonriegeln bis auf den tragfähigen Untergrund, gebildet durch den Rheinschotter, abgetragen werden.
In den Zonen mit Untergeschossen sind zur Auftriebssicherung Massnahmen zu ergreifen. Die Erhöhung des Eigengewichtes erscheint uns wenig nachhaltig und auch teurer, sodass wir die Variante mit Zugpfählen aus Mikropfählen im Mitteltrakt und in der leichteren Turnhalle gewählt haben.
Zur Auftriebssicherung könnte in den Randbereichen evtl. auch die Spundwand des Baugrubenabschlusses beigezogen werden. Die Fundamentierung wird mittels einer durchgehenden Bodenplatte aus Stahlbeton mit einer minimalen Stärke von 25 cm ausgebildet. Im Bereich von Lastkonzentrationen oder Zugpfählen ist die Stärke entsprechend zu erhöhen.
Grundwasser
Gemäss Wettbewerbsprogramm kann das Grundwasser bei starkem Niederschlag bis OK Terrain ansteigen. Die Konstruktion muss also in den Bereichen mit Untergeschossen auf Auftrieb bemessen werden. Die im Erdreich befindlichen Bauteile werden als wasserundurchlässige Bauteile (WDB) gemäss SIA 272 mit einer Dichtigkeitsklasse 1 geplant.
Baugrube
Aufgrund der geringen Standfestigkeit des Untergrundes und des hohen Grundwasserspiegels muss gemäss geotechnischem Grundlagebericht ein vertikaler und dichter Baugrubenabschluss Typ Spundwand vorgesehen werden. Wenn Stabilisierungsmassnahmen und eine Grundwasserabsenkung vorgesehen werden, könnte die Baugrube alternativ frei geböscht ausgeführt werden.
Nachhaltigkeit
Gemäss Wettbewerbsprogramm wird eine Auszeichnung nach Minergie- P/A-ECO angestrebt. Für die Bauteile aus Stahlbeton ist dementsprechend der Einsatz von Recycling-Beton aus Betongranulat (RC-C), wo immer technisch möglich, vorzusehen. Zur Reduktion der Betonmasse kann in den Bereichen, welche nicht unterkellert sind, der Einsatz von Hohlkörpern vorgesehen werden.
Wirtschaftlichkeit
Gemäss Wettbewerbsprogramm bildet die Wirtschaftlichkeit einen wichtigen Aspekt. Zur Reduktion der Baukosten soll die Bauzeit auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Somit wird ein möglichst grosser Anteil der Konstruktion im Werk vorgefertigt. Die Stahlbetonträger, die Stahlbetonstützen und Treppenläufe werden vorgefertigt und auf der Baustelle zusammengebaut. Die Aussenwände oder die Deckenplatte können mittels Halbfertigteilen hergestellt werden.
Energiekonzept
Der Neubau des Schulzentrums Unterland II in Ruggell wird in nachhaltiger Bauweise erstellt und strebt die Auszeichnungen MINERGIE-P/A-ECO und das Label SNBS Gold (SNBS 2.1 Bildungsbauten) an.
Heizungs- und Klimakonzept (Freecooling)
Das SZU II wird mit einer reversiblen Grundwasser- Wärmepumpe beheizt und gekühlt. Durch die hohe Quelltemperatur ist ein effizienter Energiebezug möglich. In den Sommermonaten wird die Energie dem Gebäude über die Kühl-/ Heizbaffel- Lamellen entnommen (Inkl. Akustikfunktion) und ins Erdreich geführt. Die Entwärmung der Räume mit grossem Personenaufkommen wird diesbezüglich ohne zusätzliche Kältemaschine-Konditionierung sichergestellt. Die kompakte Gebäudestruktur und die kurzen Erschliessungsbereiche lassen eine effiziente und nachhaltige Energieversorgung zu. Die tiefe Betriebstemperatur benötigt nur einen geringen HUB der Quelltemperatur durch die Wärmepumpe. Neben dem schonenden Umgang mit den Ressourcen sind dadurch auch tiefe Energiekosten gewiss. Neben dem sommerlichen Wärmeschutz wird in den Übergangsphasen zu den Sommermonaten (Frühling / Herbst) die Energie dem Gebäude entnommen (Freecooling) und über eine Systemtrennung (Plattentauscher) direkt ins Erdreich geführt. Gleichzeitig ist eine Nachtauskühlung über die Lüftung möglich.
Solare Nutzung der Dachflächen
Das grosszügige Dach der Schulanlage bietet eine hervorragende Basis für eine Photovoltaikanlage. Damit kann der Energiebedarf der Gebäudetechnik weiter durch bereits vorgesehene und ortsgebundene Energieerzeugung (Geologie und Solar) direkt gedeckt werden.
Schonender Umgang mit Trinkwasser
Die Schule – als Ort der Lehre – eignet sich besonders, auf die Sensibilität im schonenden Umgang mit Trinkwasser aufmerksam zu machen. In der Technikzentrale wird für die zentrale Steigzone der Nasszellen über eine Warmwasserladestation für Trinkwasser auf lediglich 40°C erwärmt. Dadurch entfallen die üblichen und enormen Bereitstellungs- und Zirkulationsverluste bei Warmwasserspeichern. Durch die Funktionalität der Ladestation liegt keine hygienisch bedenkliche Stagnation des Trinkwassers vor. Die Ausgussbecken in den Klassenzimmern sind jeweils lediglich mit Kaltwasser erschlossen. Das anfallende Regenwasser der Dachbegrünung wird primär gesammelt und steht neben der Gartenbewässerung der Schulanlage zur Verfügung.
Lüftungskonzept:
Sämtliche Lüftungszonen werden nach Bedarf (Last) und Belegung geregelt und weisen einen minimalen hygienischen Luftwechsel aus. Die Lüftungsanlagen sind mit hochwertigen Feinstaubfiltern versehen und mit einem Aluminium- Plattenwärmetauscher für die optimale Wärmerückgewinnung ausgerüstet. Die Qualität der Luft in Schulräumen hat einen entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit der Schüler und Lehrer. Sämtliche Schulräume werden diesbezüglich über eine Temperatur und CO2 -Regulierung bewirtschaftet und mit Frischluft versorgt. Die Emissionen der Schulküche wird über separate Lüftungsanlagen abgeführt und mit Zuluft versorgt. Die Führung der Lüftungskanäle und der weiteren Medien (Wasser, Abwasser, Elektro, Medien Naturwissenschaften) sind so gestaltet, dass diese für Kontrollen, Reparatur- und Unterhaltsarbeiten einfach zugänglich sind. In den Steigzonen sind für die Medien ausreichend Platzreserven vorgesehen. Die Technikräume sowie die horizontalen und vertikalen Installationszonen sind so platziert, dass die Leitungen einfach und möglichst kurz geführt werden können. Die Zugänglichkeit ist entsprechend für die Reinigung, Wartung und Unterhalt jederzeit gegeben.
BRANDSCHUTZ
Schulhaus
Aufgrund der Gebäudegeometrie handelt es sich um ein «Gebäude mittlerer Höhe» (Höhe < 30 m), welches der Nutzung «Schule» zuzuordnen ist. Das Gebäude ist im baulichen Konzept angedacht (ohne Löschanlage).
Die Brandabschnittsbildung erfolgt geschossweise und bezogen auf die Nutzungen innerhalb des Geschosses, die Brandabschnittsflächen in den Schulnutzungen liegt unter 3’600 m².
Aufgrund der Geschossflächen (< 900 m²) ist für die Geschosse über Terrain ein vertikaler Fluchtweg ausreichend. Durch die Raumabfolge (Entfluchtung über maximal einen angrenzenden Raum und unter der Einhaltung der Fluchtweglängen von 35 m) sind die Voraussetzungen für ein vertikalen Fluchtweg gegeben. Die Schulnutzung erlaubt eine räumliche Zusammenlegung zu Nutzungseinheiten und so kann eine reduzierte Brandabschnittsbildung erfolgen, sprich die Geschossdecken und die Wände zu den Fluchtwegen werden entsprechend mit Feuerwiderstand ausgebildet. Spezialräume (z.B. Schulküche/Kiosk, Werk-, Laborräume) werden als eigenständige Brandabschnitte erstellt. Mit Bildung von Nutzungseinheiten ist die Nutzungsflexibilität für den modernen Schulbetrieb gegeben.
Dieses Konzept überzeugt durch den geringen Flächenanteil für die vertikalen Fluchtwege aus den Obergeschossen, die direkt ins Freie führen.
Es ermöglicht, die restlichen Erschliessungsflächen nicht als Fluchtwege ausbilden zu müssen. Dadurch können die Erschliessungsbereiche als Aufenthalts- und Schulflächen genutzt werden, was eine grosse Nutzungsflexibilität und Freiheit in der Materialisierung und Möblierung bringt.
Die reduzierten Brandschutzabstände von 4 m können aufgrund der Aussenwände mit einem Feuerwiderstand von 30 Minuten (ausgenommen Fenstern und Türen) und beidseitiger Oberfläche in RF1 entsprechend angewendet werden. Falls aufgrund der einheitlichen Fassadengestaltung eine Fassade in RF3 gewünscht würde, könnte die Variante F aus den Brandschutzrichtlinien angewendet werden und so würde auf der einen Seite die Aussenwand mit 60 Minuten Feuerwiderstand erstellt.
Turnhalle
Die Brandabschnittsbildung erfolgt geschossweise und bezogen auf die Nutzungen innerhalb des Geschosses, die Brandabschnittsflächen in den Sportnutzungen liegt unter 3’600 m².
Aufgrund der Geschossflächen (> 900 m²) und der Fluchtweglängen wird die Dreifachturnhalle über mehrere vertikale Fluchtwege erschlossen. Alle Hallen werden über einen horizontalen Fluchtweg und dann über die vertikalen Fluchtwege der Schule entfluchtet, zusätzlich werden die Halle 1 (West) und die Halle 3 (Ost) je über eine Aussentreppe entfluchtet.
Die Belegung wird auf 600 Personen ausgelegt. Die Fluchtwegbreiten sind somit aufgrund der Lage im Untergeschoss auf eine Breite von Total 6.0 m bis ins Freie auszulegen. Die einzelnen Fluchtwege und deren Türen müssen mindestens 1.2 m breit sein.
Die Belegung von 600 Personen hat zur Folge, dass die Turnhalle als Raum mit grosser Personenbelegung definiert wird. Eine Entrauchung der Halle wird somit erforderlich. Durch die Lage im Untergeschoss kann eine Natürliche Nachströmung nicht gewährleistet werden. Über die beiden Aussentreppen kann die Nachströmung mittels Lüfter der Feuerwehr objektbezogen unterstützt werden. In den drei Hallen werden die Dachflächen mit angesteuerten Abströmöffnungen ausgestattet. Diese sind bedienbar über die Bedienstelle beim Feuerwehrzugang.